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Verwicklung Eritreas in Tigray-Krieg

Mutmaßliche Kriegsverbrechen aufklären!

Simien-Nationalpark im Norden von Äthiopien. Foto: A. Davey, CC BY 2.0.

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft eritreischen Soldaten Kriegsverbrechen im Tigray-Konflikt in Äthiopien vor und fordert dringend eine unabhängige internationale Untersuchung der Verwicklung Eritreas in den Krieg. Die Menschenrechtsorganisation fordert den sofortigen Abzug des eritreischen Militärs aus Tigray, da es für einen Großteil der schweren Menschenrechtsverletzungen in der umkämpften Region verantwortlich sei. Eine Sondersitzung des Menschenrechtsrates der Vereinten Nationen müsse sich mit Eritreas Rolle im Krieg in Tigray beschäftigen, erklärte die GfbV.

„Wer Kirchen, Klöster und Weltkulturerbe-Stätten systematisch angreift und plündert, Massaker an der Zivilbevölkerung sogar in Kirchen verübt und Vergewaltigung als Kriegswaffe einsetzt, begeht Kriegsverbrechen. Wer geflüchtete eritreische Oppositionelle, die in Äthiopien offiziell unter Schutz stehen, jagt, verschleppt und tötet und seine Besetzung Tigrays nutzt, um alle modernen Industrieanlagen zu demontieren und über die Grenze nach Eritrea zu transportieren, verletzt Völkerrecht. Eritreas Militär hat die Pandemie und die US-Präsidentschaftswahl ausgenutzt, um unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit Nord-Äthiopien zu verwüsten. Es ist Zeit, die Verantwortlichen für diese Politik der verbrannten Erde endlich zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.

Die Menschenrechtsorganisation übte aber zudem scharfe Kritik an der Haltung der deutschen Bundesregierung. „Deutschland hat zu lange weggeschaut und den Beteuerungen Äthiopiens Glauben geschenkt, Eritrea sei an der Militäroperation nicht beteiligt. Deutschlands Entwicklungspartnerschaft mit Äthiopien darf kein Freibrief sein, um Kriegsverbrechen begehen zu lassen“, so Delius.

Die neue US-Regierung fordert indes den sofortigen Abzug des eritreischen Militärs aus Äthiopien. Der frühere US-Präsident Donald Trump hatte Eritrea noch für seine vermeintliche „Zurückhaltung“ in dem Konflikt gelobt. Auch die EU zeigt sich nun besorgt über schwere Menschenrechtsverletzungen. „Europas Botschaften in der Region wissen seit mindestens zwei Monaten von Eritreas Verwicklung in den Krieg und haben nichts unternommen. Mit ihrem Schweigen schüren sie die Hungerkatastrophe in Tigray, die durch die mutmaßlichen Kriegsverbrechen massiv verschärft wird“, berichtet Delius. Denn nicht nur ein Großteil der 100.000 eritreischen Geflüchteten in Tigray floh aus panischer Angst vor den mordenden eritreischen Soldaten. Rund 2,2 Millionen Menschen in Tigray sind auf der Flucht vor Gewalt und Hunger. Anhaltende bewaffnete Konflikte und Beschränkungen durch die Behörden behindern die humanitäre Versorgung von 4,5 Millionen Notleidenden in der Region.