Bozen, Göttingen, 13. August 2024
„Die Menschen im Sudan verlieren angesichts von Friedensinitiativen, die keine Veränderung bewirken, immer mehr die Hoffnung“, warnt Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsarbeit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), kurz vor den für den 14. August geplanten Friedensverhandlungen in Genf. Diese stehen in einer Reihe von Bemühungen unterschiedlicher Vermittler, denen es bislang nicht gelungen ist, einen dauerhaften Waffenstillstand im Sudan herbeizuführen. Nicht einmal eine Einigung auf sichere Fluchtrouten und Zugänge für dringend benötigte humanitäre Hilfe wurde erreicht.
„Dass nun trotz intensiver Bemühungen von Seiten der USA nicht klar ist, ob die Vertreter der Sudanesischen Armee an den Friedensverhandlungen teilnehmen werden, lässt die Erfolgschancen nochmals sinken“, sagt Reinke. „Was muss noch passieren, wie viele Kinder müssen noch verhungern, wie viele Menschen müssen noch sterben, wie viele Städte müssen noch zerstört werden, bevor die Kriegsherren im Sudan endlich zumindest zu einem Waffenstillstand gezwungen werden?“, fragt die Menschenrechtlerin.
Seit Monaten appellieren humanitäre und Menschenrechtsorganisationen an die internationale Politik, einen konzertierten Verhandlungsprozess zu organisieren, um tatsächlichen Druck aufzubauen. „Bei den Menschen im Sudan entsteht der Eindruck, dass die Unterhändler der kriegführenden Parteien pro forma an Verhandlungen teilnehmen, um sich auf dem Schlachtfeld mehr Zeit zu erkaufen“, sagt Reinke. „Die humanitäre Lage vor Ort ist katastrophal. Über 775.000 Menschen sind akut von Hunger bedroht. Ihnen zu helfen und die Hungersnot zu beenden, muss nun die Priorität der Verhandlungen sein“, sagt Reinke.
Aus dem Flüchtlingslager Zamzam veröffentlichten Hilfsorganisationen vergangene Woche Bilder von verhungerten Kindern. Zamzam ist das größte Vertriebenenlager des Sudans. Im April lebten hier 300.000 Menschen, mittlerweile wohl bis zu 800.000. Das Lager liegt südlich von El Fasher, der letzten noch nicht von den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) eingenommenen Provinzhauptstadt in Darfur. Nach örtlichen Berichten haben in El Fasher am vergangenen Samstag (10.8.) wieder schwere Kämpfe stattgefunden. Rund 6.000 Angehörige der RSF sollen versucht haben, die Stadt endgültig einzunehmen. Sie seien von Selbstverteidigungskräften davon abgehalten worden.