Bozen, Göttingen, 8. April 2024
Anlässlich des Internationalen Tags der Roma hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) gemeinsam mit der Harvard Law School, dem Bundes Roma Verband, der Voice of Roma, Ashkali and Egyptians (VoRAE), dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und anderen Roma-Organisationen einen Appell an UN-Generalsekretär António Guterres und an die EU-Mitgliedsstaaten gerichtet, in dem die längst überfällige Entschädigung der Bleivergiftungsopfer im Kosovo gefordert wird. „Die betroffenen Roma, Aschkali und Kosovo-Ägypter warten bereits seit Jahren auf eine Wiedergutmachung. Die UN darf diese schweren Menschenrechtsverletzungen nicht weiter außer Acht lassen“, sagte Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozidprävention und Schutzverantwortung.
In den UN-geführten Flüchtlingslagern für Binnenvertriebene in Nord-Mitrovicë/Mitrovica waren die dort Schutz suchenden Roma, Aschkali und Kosovo-Ägypter in den 1990er Jahren Blei und anderen Schwermetallen ausgesetzt. Viele haben schwere gesundheitliche Schäden davongetragen: Die Bleiexposition hat zu mehreren Todesfällen, chronischen Erkrankungen und Behinderungen geführt. „Die Weigerung der Vereinten Nationen, dafür Verantwortung zu übernehmen, ist ein Versagen auf ganzer Linie und schadet sowohl den Opfern als auch den Roma-Gemeinschaften in ganz Europa“, sagte Causevic.
Bereits vor acht Jahren hatte ein von den Vereinten Nationen ins Leben gerufenes Menschenrechtsberatungsgremium (HRAP) eine angemessene Entschädigung und eine Entschuldigung der UN bei den Opfern und ihren Familien gefordert. Der gegründete Treuhandfonds blieb jedoch stark unterfinanziert. „Die Vereinten Nationen müssen die Entscheidungen ihres eigenen Gremiums endlich in konkrete Ergebnisse umsetzen“, fordert Causevic.
Von den schätzungsweise zwölf Millionen Sinti und Roma in Europa leben etwa sechs Millionen in der EU. Viele Roma sind trotz des Diskriminierungsverbots in der EU Opfer von Vorurteilen und sozialer Ausgrenzung. Insbesondere in den Staaten des Westbalkans sind sie systematischer Diskriminierung in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Beschäftigung und Wohnen ausgesetzt. „Die Diskriminierung der Roma sowie ihre äußerst prekäre wirtschaftliche und soziale Lage auf dem Westbalkan stellt ein grobes Versagen der internationalen Institutionen, der Vereinten Nationen und der Nationalregierungen gegenüber den Roma-Gemeinschaften dar. Trotz eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sind Roma in Bosnien und Herzegowina weiterhin keine gleichberechtigten Bürger“, sagte Causevic.