Bozen, Göttingen, 1. Juli 2024
Anlässlich des Jahrestags des Massakers an der alevitischen Bevölkerung in der türkischen Stadt Sivas bekräftigt die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ihre Solidarität mit der alevitischen Gemeinschaft und fordert erneut, dass die Täter endlich zur Rechenschaft gezogen werden müssen. „Am 2. Juli jährt sich das Massaker zum 31. Mal. Bis heute gibt es keine Aussicht auf Gerechtigkeit. In der Türkei wurden in den vergangenen Jahren immer wieder Täter begnadigt oder der Tatbestand als verjährt betrachtet. Aber Verbrechen gegen die Menschlichkeit verjähren nicht und so verjährt auch das Sivas-Massaker nicht“, sagt Tabea Giesecke, Referentin für ethnische, sprachliche und religiöse Minderheiten und Nationalitäten bei der GfbV.
„Auch in Deutschland leben Täter des Massakers, die dadurch einer Strafe entkommen wollen. Das dürfen die deutschen Behörden nicht zulassen. Die deutsche Justiz muss die Täter nach dem Prinzip der Weltgerichtsbarkeit zur Rechenschaft ziehen“, fordert die Menschenrechtlerin.
Am 2. Juli 1993 starben 35 Menschen im Hotel Madimak im zentralanatolischen Sivas, das ein aufgebrachter islamistischen Mob in Brand gesteckt hatte. 35 der Opfer waren alevitischer Herkunft, zwei waren Angestellte des Hotels. Während des Brands wurde das Hotel von Tausenden Fanatikern eingekesselt, viele von ihnen riefen, dass dies das Höllenfeuer sei, in dem Ungläubige brennen würden. „Das Sivas-Massaker hatte eindeutig das Ziel, einen Teil der alevitischen Gemeinschaft auszulöschen. Die Täter des Massakers dürfen nirgendwo auf der Welt vor einer Strafverfolgung sicher sein. Bis heute trauern wir um die Opfer des Massakers und werden uns weiterhin für Gerechtigkeit einsetzen“, sagt Tabea Giesecke.
In Deutschland leben etwa eine Million Angehörige der alevitischen Minderheit, in der Türkei etwa 20 Millionen. Bis heute sind Aleviten in der Türkei Diskriminierung, Hetze und Verfolgung ausgesetzt. „Die Freilassung und Begnadigung vieler Täter in der Türkei zeigt deutlich, dass die türkische Regierung und Justiz die alevitische Gemeinschaft nicht schützt und sich im Gegenteil sogar gegen sie stellt“, sagt Tabea Giesecke.