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Etwa 1.000 Opfer in noch unbekannten Massengräbern

27. Jahrestag des Völkermordes von Srebrenica (11. Juli)

Bozen, Göttingen, Sarajevo, 8. Juli 2022

Zwei Frauen vor den Särgen der Opfer von Srebrenica. Foto: GfbV-Archiv.

Serbische Nationalisten untergraben die Stabilität des Westbalkan, säen Hass und Zwietracht. Daran habe sich auch 27 Jahre nach dem Völkermord von Srebrenica wenig geändert, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet: „Die Leugnung des Genozids ist seit einem Jahr gesetzlich verboten. Doch die verurteilten Täter werden im serbisch dominierten Teil Bosniens, der Republika Srpska, weiter verehrt. Mindestens 40 Strafanzeigen sind deswegen in den letzten zwölf Monaten gestellt worden. Keine davon wurde verfolgt“, berichtet Belma Zulcic, Leiterin der GfbV-Sektion Bosnien und Herzegowina. „Stattdessen lähmen und sabotieren serbische Politiker den bosnischen Staat. So verhindern sie Fortschritte beim EU-Beitritt des Landes und nachhaltigen Frieden in der gesamten Region.“

Am 11.Juli 2022 sollen weitere 50 identifizierte Opfer des Massakers beigesetzt werden. Insgesamt ist es bisher gelungen, 6.652 Opfer aus etwa 150 Einzel- und Massengräbern zu bergen und zu identifizieren. Das sind knapp 80 Prozent der 8.372 Opfer dieses Genozids. Von vielen weiteren sind einzelne Knochen und Fragmente gefunden worden. „Viele Täter leben unbehelligt in der Republika Srpska und in Serbien. Sie sind nicht bereit, die Orte der weiteren Massengräber preiszugeben, in denen noch die Überreste von fast 2.000 Opfern liegen“, bedauert Zulcic. „Mütter, Schwestern und Ehefrauen der Opfer werden selbst sterben, ohne die Überreste ihrer Angehörigen gefunden und anständig beerdigt zu haben.“

Die Organisatoren der diesjährigen Gedenkzeremonie wollen besonders die Srebrenica-Frauen ehren. Frauen haben bei der Identifizierung der Vermissten, der Recherchearbeit zum Völkermord, der Verfolgung der Verantwortlichen, der Arbeit der Gedenkstätte in Potocari und bei zahlreichen Initiativen eine wichtige Rolle gespielt. Ihr unermüdlicher Einsatz im Kampf für Gerechtigkeit soll Anerkennung finden.

Die Überlebenden von Srebrenica werden vom Jüdischen Weltkongress unterstützt. Dessen stellvertretender Vorsitzender, Menachem Z. Rosensaft, wird am 11. Juli an der Gedenkzeremonie in Potocari teilnehmen. Die Kunstinstallation „Majcina marama“ leistet einen Beitrag gegen das Vergessen auch außerhalb der Grenzen Bosniens. Sie besteht aus Kopftüchern und Schals der Srebrenica-Frauen, die deren Erlebnisse und Geschichten repräsentieren sollen. Auch zahlreiche Prominente aus dem In- und Ausland haben Kleidungsstücke beigesteuert. Die Installation wurde im Rahmen der internationalen Konferenz „Heldinnen von Srebrenica“ gezeigt. Für den alljährlichen Friedensmarsch am Jahrestag haben sich etwa 4.000 bis 5.000 Menschen angemeldet. Der Großteil wird aus Nezuk in Richtung Potocari aufbrechen.