Bozen, Göttingen, 1. August 2019
Anlässlich der Gedenkfeiern für die während des Zweiten Weltkriegs getöteten Sinti und Roma in Krakau und Auschwitz am Donnerstag und Freitag kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) die Ideenlosigkeit der EU angesichts des erstarkenden Antiziganismus in Europa: „Die Roma-Dekade der EU liegt nun beinahe fünf Jahre zurück“, erinnerte Jan Diedrichsen, Bundesvorsitzender der GfbV, am Donnerstag in Krakau. „Noch immer ist keine Strategie zu erkennen, wie die EU die verfolgten europäischen Minderheiten der Sinti und Roma schützen und fördern will.“
In manchen EU-Ländern sei die Lage der Sinti und Roma desaströs. „Es sind zivilgesellschaftliche Organisationen wie der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, die das Thema immer wieder in die Öffentlichkeit bringen“, betonte Diedrichsen. Es sei beschämend, dass die EU den Schutz ihrer Minderheiten vor Diskriminierung vernachlässige und das Thema Antiziganismus totschweige. „Unter ihrer neuen Präsidentin Ursula von der Leyen muss die EU-Kommission endlich aktiv werden“, forderte Diedrichsen. „Es braucht einen europaweiten Masterplan für Sinti und Roma.“ Dieser müsse den Kampf gegen Antiziganismus koordinieren, aber auch Kultur- und Sprachförderung umfassen und wirtschaftliche Perspektiven eröffnen.
Der 2. August 2019 ist der 75. Jahrestag der Auflösung des „Zigeunerlagers“ in Auschwitz 1944. Die Feierlichkeiten am 1. und 2. August 2019 finden in Krakau und der nahegelegenen Gedenkstätte Auschwitz/Birkenau statt. Sie werden vom Zentralrat Deutscher Sinti und Roma und der Roma Association in Poland veranstaltet.