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Wiedergutmachung für indigene Internatsschüler gefordert - „Katholische Kirche trägt schwere Schuld“

Papst Franziskus in Kanada (24. bis 30. Juli)

Bozen, Göttingen, 21. Juli 2022

Proteste der Elsipogtog-Mi'kmaq First Nation in New Brunswick, Kanada.

Papst Franziskus muss dafür sorgen, dass indigene Familien in Kanada für das ihren Kindern in Internatsschulen zugefügte Leid entschädigt werden. Dies fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vom Pontifex, der am Sonntag eine sechstägige „Reise der Buße“ nach Kanada antreten wird. „Eine persönliche Entschuldigung bei Überlebenden der sogenannten Residential Schools ist begrüßenswert, reicht jedoch bei weitem nicht aus, um die schwere Schuld der katholischen Kirche am Tod und an der Traumatisierung so vieler indigener Kinder zu kompensieren. Es muss auch konkrete finanzielle Entschädigung geben – so wie für Missbrauchsopfer von der katholischen Kirche hier in Deutschland“, erklärte die GfbV-Referentin für indigene Völker, Regina Sonk, am Donnerstag in Göttingen.

Mehr als 150.000 Kinder wurden in Kanada seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1996 aus ihren Familien gerissen und in Internate gesteckt. Mehr als 3.200 Schülerinnen und Schüler überlebten Misshandlungen und sexuelle Übergriffe nicht. 70 Prozent der 130 Schulen wurden von der katholischen Kirche betrieben.

„Was damals geschah, ist entsetzlich: Kleine Kinder wurden systematisch von ihren Eltern getrennt, wuchsen in lieblosen Heimen auf, wurden geprügelt, missbraucht und psychisch gequält mit der Begründung, sie sollten assimiliert werden. Kinder, die das nicht überlebten, wurden meist in namenlosen Gräbern verscharrt, die Eltern nicht einmal informiert“, berichtet Sonk. „Die katholische Kirche muss sich vorwerfen lassen, dabei eine tragende Rolle gespielt und das staatliche System der Unterdrückung von First Nations, Metis und Inuits gestützt zu haben. Jetzt muss es Wiedergutmachung auch von der Kirche geben.“

Indigene leiden bis heute unter den Traumata, die ihnen in den Residential Schools zugefügt wurden. „Noch immer gibt es für Überlebende, Eltern und Angehörige keinen ungehinderten Zugang zu Kirchenunterlagen über diese Internate“, kritisiert Sonk. „Für sie ist es fast unmöglich, mehr über das Schicksal ihrer toten Kinder oder gar die Namen der Verantwortlichen zu erfahren. Die Täter, die noch am Leben sind, müssen zur Rechenschaft gezogen werden!“